Stammzellen - Medizin der Zukunft?

Bild von  Stammzellen -  Medizin der Zukunft?
Lange war die Stammzellenforschung aufgrund der Negativschlagzeilen mit embryonalen Stammzellen stark umstritten.

Leukämie-Therapie mit Stammzellen aus Nabelschnurblut

Stark vertreten und seit langem erfolgreich im Einsatz sind Stammzellen in der Krebsmedizin. Bei Leukämie-Patienten ist die Transplantation blutbildender Stammzellen Routine. Sie sollen nach einer Knochenmarktransplantation ein gesundes Immunsystem aufbauen, die Blutbildung anregen und kranke Körperzellen in Schach halten. In der Vergangenheit kamen in erster Linie adulte Stammzellen aus dem Knochenmark zum Einsatz. Das Risiko für Viren oder Defekte ist bei dieser Stammzellen-Art recht klein, kann aber nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden - schließlich altern die Stammzellen mit dem Spender mit. Auch können Umwelteinflüsse, der natürliche Alterungsprozess sowie Erkrankungen das Heilungspotenzial der Zellen senken.

Eine immer mehr an Bedeutung gewinnende Alternative stellen Stammzellen aus Nabelschnurblut dar. Warum diese Stammzellen so wertvoll sind und ein vergleichsweise hohes Heilungspotenzial aufweisen, haben wir in unserem Ratgeber zum Nabelschnurblut bereits ausführlich erläutert. Nabelschnurblut-Stammzellen besitzen gegenüber Stammzellen aus dem Knochenmark neben ihrer Vitalität und Flexibilität einen weiteren, entscheidenden Vorteil: ihre Gewinnung ist sowohl für Mutter als auch für Kind völlig risikofrei und schmerzlos.

Mediziner schätzen außerdem die schnelle Verfügbarkeit bei dringenden Therapien. Dank der Langzeitlagerung des Nabelschnurblutes entfällt die langwierige Suche nach einem Spender. Eltern, die sich dafür entscheiden, das Blut aus der Nabelschnur ihres Nachwuchses einlagern zu lassen, haben im Krankheitsfall ihres Kindes unmittelbaren Zugriff auf das Stammzellendepot. Stammzellen aufbewahren können Eltern bei privaten Stammzellbanken wie der Vita 34 AG mit Sitz in Leipzig. Mit Hilfe der Kryokonservierung werden die Stammzellen für Jahrzehnte haltbar gemacht. Dank des Kälteschlafes altern sie nicht. Die Anzahl der künftigen, möglichen Einsatzgebiete wächst kontinuierlich, sodass die Chancen groß sind, dass die Therapie mit adulten Stammzellen in Zukunft eine wichtige Option im Kampf gegen viele weitere Krankheiten sein könnte.

Autologes Fettgewebe

Viele Frauen leiden unter Form-, Kontur- oder Volumendefekten ihrer Brust. Diese können genbedingt sein, aber auch nach einer Bestrahlung auftreten. Manchmal verformt sich die Brust auch nach einer Brustvergrößerung und nimmt unerwünschte Konturen an. Die Brustheilkunde beschäftigt sich damit, erworbene sowie angeborene Erkrankungen der weiblichen Brust operativ zu behandeln. Autologes Fettgewebe spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es wird zur Verbesserung von Volumen, Form und Oberflächenstruktur von Brüsten eingesetzt. Bei der autologen Fetttransplantation erfolgt die Übertragung von körpereigenem Fett. Das Fettgewebe ist metabolisch aktiv und besteht aus:

  • Fibroblasten
  • Blutgefäßen
  • Adipozyten
  • Fettstammzellen
Rund zehn Prozent der Zellpopulation in Fettgewebe besteht aus den Fettstammzellen. Auch sie können sich in verschiedene Zelltypen differenzieren. Fettgewebe enthält neben Stammzellen auch Wachstumsfaktoren. Die Kombination aus Fettstammzellen und Wachstumsfaktoren fördert das Wachstum von Blutgefäßen. So wirkt sich das autologe Fettgewebe positiv auf den Erfolg der Transplantation aus. Das Überleben des Gewebes sowie der Erhalt des Brustvolumens werden garantiert. Vorteilhaft gegenüber den Stammzellen im Knochenmark ist darüber hinaus, dass die Anzahl der Stammzellen im Fettgewebe mit zunehmendem Alter kaum abnimmt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung mit autologem Fettgewebe sind eine schonende Gewinnung des Gewebes und eine sorgfältige Aufbereitung.

Endlich schwanger dank Stammzellen?

Lange Zeit war es nur eine Vision, aber ein Forscherteam ist dem Traum vieler ungewollt kinderloser Paare ein großes Stück näher gekommen: Künftig sollen zeugungsunfähige Männer dank künstlichem Sperma aus Stammzellen wieder zeugungsfähig werden.

Wie das Onlinemagazin der wissenschaftlichen Zeitschrift über Zellbiologie Cell Anfang März 2016 berichtete, gelang es einem chinesischen Forscherteam unter Leitung des Stammzellforschers Quan Zhou, im Labor bei Mäusen überlebensfähiges Sperma zu züchten und damit Nachwuchs zu zeugen. Die Züchtung der Spermien erfolgte mittels Stammzellen der Tiere. Das Sperma wurde anschließend zum Befruchten von Eizellen verwendet. Die Forscher setzen die befruchteten Eizellen weiblichen Mäusen ein und freuten sich über gesunden Mäuse-Nachwuchs.

Ob diese Methode in Zukunft auf menschliche Zellen übertragbar sein wird, bleibt bislang offen. Die Herausforderung besteht darin, die Forschungsergebnisse auf die höhere Komplexität der menschlichen Stammzellen zu übertragen und entsprechende Lösungen zu finden. Im nächsten Schritt könnten die künstlichen Spermien vom Reagenzglas in die Hoden eines zeugungsunfähigen Mannes eingesetzt werden. Allerdings lässt sich das gesundheitliche Risiko bislang nicht abschätzen, sodass Forschern diese Hürde noch nicht in Angriff nehmen möchten.  

Fazit

Das Potenzial von Stammzellen ist enorm. Wie die aufgeführten drei Beispiele zeigen, laufen die Forschungsarbeiten auf Hochtouren. Experten sind sich einig, dass die Stammzellenforschung auch in Zukunft bahnbrechende Ergebnisse hervorbringen wird. Das wöchentliche Wissenschafts-TV-Magazin SWR Odysso hat sich ebenfalls mit der Faszination Stammzelle befasst und eine spannende Sendung dazu arrangiert, die als ergänzende Informationsquelle dienen kann:

Das könnte dich auch interessieren