Schichtarbeit und Familienleben

Bild:  Schichtarbeit und Familienleben
Schicht- und Nachtarbeit sind in vielen Branchen gang und gäbe.

Was ist Schichtarbeit?

Amtlich definiert wird der Begriff Schichtarbeit folgendermaßen:

"Schichtarbeit ist eine Form der Tätigkeit mit Arbeit zu wechselnden Zeiten (Wechselschicht) oder konstant ungewöhnlicher Zeit (z.B. Dauerspätschicht, Dauernachtschicht)." Unterschieden wird also zwischen zwei Grundformen der Schichtarbeit, nämlich der permanenten Schichtsysteme und der Wechselschichtsysteme, wobei die Wechselschichtsysteme in Deutschland und den übrigen EU-Ländern in der betrieblichen Praxis überwiegen.

Familienbewusste Schichtarbeit

Die Publikation „Familienbewusste Schichtarbeit“ befasst sich mit der Thematik der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gerade in der aktuellen Zeit des Fachkräftemangels, der demografischen Entwicklung und der stärkeren Erwerbsbeteiligung von Frauen, wird dieses Thema immer wichtiger. Die familienbewusste Schichtarbeit befasst sich mit den Themenfeldern Gesundheit, Soziales, Demografie sowie Arbeitswissenschaft. Waren familienfreundliche Arbeitsmodelle lange Zeit auf die Gruppe der hochqualifizierten Arbeitnehmer beschränkt, sollen diese nun ausgeweitet werden und auch kleine und mittelständische sowie von männlichen Angestellten dominierte Betriebe erreichen. Die Broschüre verknüpft bestehende Empfehlungen zum Thema Schichtarbeit und erläutert mithilfe von Beispielen und Umsetzungsstrategien, wie es möglich ist, Schichtarbeit familienfreundlicher zu gestalten. Unter anderem wird in diesem Zusammenhang auch aufgezeigt, welche Merkmale zutreffen müssen, damit eine Arbeit als familiengerecht gilt - wie beispielsweise

  • Schädigungslosigkeit und Erträglichkeit der Arbeit
  • Zumutbarkeit der Arbeit
  • Ausführbarkeit der Arbeit
  • Förderlichkeit der Arbeit für die Persönlichkeit
  • Zufriedenheit mit der Arbeit
  • Sozialverträglichkeit der Arbeit
Somit dürfen nicht nur die Vermeidung von Gesundheitsgefahren oder Arbeitsunfällen im Zentrum der Betrachtung stehen, sondern es muss das Ziel der menschengerechten Arbeit sein, die Entwicklung der ganzen Persönlichkeit des Menschen durch die Erwerbstätigkeit zu fördern.

Quelle: http://familie.dgb.de/++co++df157b56-219e-11e1-6a12-00188b4dc422)

Leitlinien Nacht- und Schichtarbeit

Nur wenige Themen werden in der Arbeitsmedizin so häufig und intensiv diskutiert, wie die Schicht- beziehungsweise Nachtarbeit. Das PDF-Dokument "Leitlinien Nacht- und Schichtarbeit" gliedert sich in verschiedene Abschnitte. Ziel der Publikation ist es, die Schicht- und Nachtarbeit dahingehend zu gestalten, dass der wissenschaftliche Kenntnisstand in der beruflichen Praxis umgesetzt werden kann. Das bedeutet auch, insbesondere den Umfang der Nachtarbeit auf das geringste mögliche, unvermeidbare Maß zu begrenzen. Zudem soll dafür Sorge getragen werden, dass die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der betroffenen Arbeitnehmer möglichst wenig beeinträchtigt wird.

Leitlinie_Nacht-_und_Schichtarbeit.pdf Die Gesetze, welche zur Regelung der Schichtarbeit beitragen, sind:

Nebenwirkungen von Schichtarbeit

Die biologische DesynchronisationWer entgegen seines Biorhythmus arbeitet, ist oft erschöpft und müde. Der Mensch ist nämlich eigentlich ein tagaktives Wesen - muss er nachts arbeiten, agiert er entgegen seines eigenen Biorhythmus und seiner Körperfunktionen. Diese biologische Desynchronisation kann eine Reihe negativer Beanspruchungsfolgen nach sich ziehen.

Die soziale DesynchronisationSchichtarbeit führt nicht selten auch zu einer sozialen Desynchronisation. Das bedeutet, dass die zeitlichen Lebensgewohnheiten des Schichtarbeiters nicht mit den zeitlichen Lebensgewohnheiten des Großteils der Gesellschaft übereinstimmen. Somit wird dem Betreffenden die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, zum Beispiel die Mitwirkung in Vereinen oder der Kontakt zu Freunden, erschwert. Gleiches gilt für das Familienleben. Vor allem Spätschicht und Wochenendarbeit werden von betroffenen Arbeitnehmern als problematisch angesehen.

SchlafstörungenGesunder Schlaf ist lebenswichtig für den Menschen. Während wir schlafen, regeneriert sich der Körper und das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Schichtarbeiter müssen am Tage jedoch unter deutlich schlechteren Bedingungen schlafen, als in der Nacht. Zu nennen in diesem Zusammenhang, sind zum Beispiel das Tageslicht, der Alltagslärm sowie die höheren Temperaturen am Tage. Zahlreiche Schichtarbeiter klagen vor allem in der Nachtschichtperiode über starke Schlafstörungen. Diese können langfristig auch psychosomatische Folgen nach sich ziehen. Festgestellt werden konnte, dass die Häufigkeit der schichtassoziierten Schlafstörungen mit dem steigenden Lebensalter zunimmt.

Fehlleistungen und UnfälleStudien ergaben, dass die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie die Produktivität in der Nachtschicht deutlich geringer sind als am Tage. Dies hat zur Folge, dass auch das Risiko von Unfällen steigt. Doch auch verlängerte Tagschichten von neun, zehn oder zwölf Stunden können zu schlechteren Leistungen und einem Anstieg des Unfallrisikos führen.

Gesundheitsbeschwerden und ErkrankungenEine Vielzahl an Untersuchungen weist auf einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einem anhaltenden Schlafdefizit und Befindlichkeitsstörungen sowie funktionellen gesundheitlichen Beschwerden hin.

Geschlechtsspezifische Aspekte bei der Schicht- und Nachtarbeit

Zwar gibt es keine Hinweise auf grundsätzliche Unterschiede in Bezug auf die Schlaf-Wach-Regulation bei Männern und Frauen, dennoch lassen sich Unterschiede im Alltag der Betreffenden feststellen. Vornehmlich sind nach wie vor hauptsächlich Frauen für den Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig. Diese Verpflichtungen mit dem System der Schichtarbeit zu vereinbaren, stellt eine besondere Herausforderung dar. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sich kinderlose Schichtarbeiterinnen gesundheitlich weniger stark beeinträchtigt fühlen, als jene, die sich neben dem Haushalt auch noch um ein oder mehrere Kinder kümmern müssen.

Beruf und Familie zu vereinbaren ist vor allem für Mütter nach wie vor schwierig.

Besser leben mit Schichtarbeit

Die Publikation „Besser leben mit Schichtarbeit“ bietet Schichtarbeitern Anregungen und hilft dabei, ganz individuelle Ansätze zu finden, die zur Verbesserung des Befindens im Alltag mit Schichtarbeit führen sollen. Dazu werden dem Betreffenden zahlreiche Arbeitsunterlagen bereitgestellt, mithilfe welcher er seine aktuelle Lebenssituation definieren und individuelle Lösungsvorschläge für den zukünftigen Alltag mit der Schichtarbeit entwickeln kann. Einige dieser Lösungsvorschläge sollen nun kurz aufgegriffen werden:

Im Idealfall sind ein besseres Lebensgefühl, gesünderer Schlaf, eine bessere Ernährungsweise und mehr Zeit für Familie und Freunde das Resultat dieser Überlegungen. Doch auch der Betrieb kann und sollte seinen Teil zur Verbesserung des Befindens seiner Mitarbeiter leisten. Dies funktioniert über einen optimierten Schichtplan. Dieser kann unter anderem dazu beitragen, dass:

  • sich die Schlaf- und Gesundheitsbeeinträchtigung der Mitarbeiter verringert
  • sich Verbesserungen im privaten Bereich einstellen
  • eine gesteigerte Leistungsfähigkeit und ein gesenktes Unfallrisiko während der Arbeitszeit einstellen
  • die Mitarbeiter mehr Möglichkeiten der aktiven Freizeitgestaltung und der Teilnahme an Freizeit- und Kulturveranstaltungen sowie Weiterbildungen oder Terminen haben
Quelle: http://www.dnbgf.de/fileadmin/downloads/[...]ben_mit_Schichtarbeit_Broschuere.pdf

Mach deine Ausgeschlafenheit zum Beruf

Mit ihrem Buch "Jobs für Nachteulen - Machen Sie Ihre Ausgeschlafenheit zum Beruf" spricht Autorin Uta Glaubitz all jene Menschen an, die von Natur aus lieber nachts aktiv sind. Für sie bieten sich zahlreiche spannende Beruf an, welche vorwiegend nachts auszuführen sind. Als Beispiele nennt die Autorin den DJ, der Nachts in den Clubs auflegt, den Fernsehmoderator, der seine Gäste in der Late-Night-Show begrüßt oder auch den Polizeireporter, welcher nachts auf der Suche nach der nächsten großen Story ist. Ihr geht es dabei vor allem darum, den Menschen zu helfen, einen Beruf zu finden, der wirklich ihrem Wesen entspricht und ihnen Spaß macht.

Ihr Buch stellt im Hinblick auf die Berufswahl nicht die typischen Fragen, sondern frägt Menschen vielmehr, was für ein Typ sie sind und welcher Beruf zu ihnen passt. Das Buch stellt zahlreiche Berufe vor, die nachts ausgeübt werden und leitet Nachteulen an, wie sie aus ihrer Aufgewecktheit einen Beruf machen können.

Quelle: http://www.onleihe.de/st[...]-9/v978-3-593-40025-9.pdf

Berufsbeispiele mit Schichtarbeit

Im KrankenhausIn Krankenhäusern muss rund um die Uhr Personal bereitstehen, um sich um die Patienten zu kümmern. Schichtarbeit gehört für Ärzte, Schwestern, Laborangestellte und Pfleger somit zum Berufsalltag. Die Broschüre „Gestaltung der Arbeitszeit im Krankenhaus“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin befasst sich mit der Zielsetzung, das mit Schichtarbeit verbundene gesundheitliche Risiko sowie die negativen Auswirkungen auf das Sozialleben möglichst gering zu halten. Die Problematik und die damit verbundenen Lösungsansätze variieren von Berufsbild zu Berufsbild. Die Publikation wendet sich im Kern deshalb vor allem den Pflegekräften im Krankenhaus zu. In der Praxis erweist es sich jedoch als sehr schwer, arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zur Nacht- und Schichtarbeit umzusetzen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die objektiven Erkenntnisse im Gegensatz zu den subjektiv empfundenen Präferenzen der Pflegekräfte, welche in Dauernachtschicht arbeiten, stehen. Die in der folgenden Broschüre aufgezeigten Lösungsansätze wurden in Zusammenarbeit mit Pflegekräften erarbeitet.

Broschüre zur Gestaltung der Arbeitszeit im Krankenhaus Im CasinoDie Berufsbilder im Casino sind recht vielseitig. Die meisten Menschen werden als erstes wohl an den Croupier am Spieltisch denken, der den Glücksspielern Jetons gibt oder das Rouletterad dreht. Wer sich jedoch einmal genauer umsieht, wird feststellen, dass auch am Empfang Mitarbeiter bereitstehen und sich Service- und Sicherheitspersonal im Casino befindet. Im Hintergrund agieren zudem Buchhalter, Techniker, die Finanzabteilung, das Sekretariat sowie das Marketing. Ebenfalls zu erwähnen sind die Programmierer für Online-Casino-Software, die Automatentechniker sowie die Spielhallenbetreiber. Vor allem Croupiers, Sicherheits- und Servicepersonal sind in den Casinos von der Schichtarbeit betroffen. Kein Wunder, wollen sich die meisten Gäste doch am Abend und oft auch bis spät in die Nacht hinein an den Spieltischen vergnügen. Die Nachtschicht geht meist bis vier Uhr morgens.

Quelle: http://www.casinoverdiener.com/arbeiten-im-casino.php Küstenfischer: Knochenjob nachts auf dem MeerKüstenfischer arbeiten nicht nur auf hoher See, sondern auch bei jedem Wetter und das mitten in der Nacht. Auf ihren Kuttern fischen die Arbeiter Fische und andere Meerestiere aus der Ost- und Nordsee. Die Bedingungen sind hart und der Job ist keinesfalls etwas für Zartbesaitete. Am Abend ist Schichtbeginn, denn bereits mit Einbruch der Dämmerung stechen die Kutter in See. Die Art der Netze, welche hinter dem Kutter ins Wasser gelassen werden, richtet sich dabei stets nach den zu fangenden Tieren. Werden Meerestiere auf diese Art gewonnen, spricht der Fachmann von aktiver Fischerei. Im Gegensatz dazu sind die Fanggeräte der stillen Fischerei fix und unbeweglich. Sind die Netze ausgeworfen, ist erst einmal Warten angesagt. In regelmäßigen Abständen werden die Netze kontrolliert und später wieder an Bord geholt, um die Ausbeute zu begutachten. Dabei wird der sogenannte Beifang, bestehend aus zu jungen oder zu kleinen Fischen, wieder ins Meer geworfen. Alles brauchbare Getier wird an Ort und Stelle ausgenommen und im Kühlraum zwischengelagert, schließlich kommt es bei Fischen und anderen Meeresbewohnern vor allem auf die Frische an. Erst wenn der Morgen anbricht, machen sich die Küstenfischer auf den Rückweg zum Hafen. Der Grund, warum die Küstenfischer nachts unterwegs sind, ist ganz einfach. Tagsüber sind die Fische in der Lage, die Netze zu sehen und ihnen entsprechend auszuweichen. Nachts hingegen können deutlich bessere Fangergebnisse erzielt werden. Wer Küstenfischer werden möchte, sollte nicht nur belastbar und teamfähig sein, sondern auch seeerprobt. Zudem ist es wichtig, gut schwimmen zu können. Da die Arbeit den Fischern körperlich viel abverlangt, ist ein gewisser Fitnessgrad ebenfalls essentiell. Die staatlich anerkannte Ausbildung zum Fischwirt nimmt drei Jahre in Anspruch und kann in der Regel auch mit Hauptschulabschluss angetreten werden. Wer einen eigenen Kutter leiten möchte, muss seinen Meister machen und braucht zusätzlich noch das Kapitänspatent.

Quelle: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-05/beruf-kuestenfischer Der BarkeeperMirko Gardelliano ist 37 Jahre alt und Barmanager im Kölner "Shepheard" und er liebt seinen Beruf. Er meint sogar, wahrscheinlich ist er schon als Bartender auf die Welt gekommen. Doch sein Weg war, zumindest, wenn es nach seinen Eltern ging, definitiv nicht so vorbestimmt. Sein Vater war Schreinermeister mit einer eigenen Firma und wollte, dass sein Sohn das Geschäft irgendwann übernimmt. Unter der Woche half der jugendliche Mirko seinem Vater im Betrieb, aber an den Wochenenden war er in der Gastronomie zuhause. Dass er seinen Traum, Barkeeper zu werden, dann wirklich wahr machte, liegt seiner Meinung nach an seiner ersten großen Liebe. Damit gemeint ist keine Frau, sondern „Mr. Franklin“, eine Bar in Venedig. Im Anschluss besuchte er Kurse der Scuola Alberghiera, arbeitete erst in Italien und später in England, bis es ihn schließlich nach Köln verschlug. Das „Shepheard“ gründete er zusammen mit einem Freund. Dort kreiert er seinen Gästen seit 2004 am Abend und bis in die späte Nacht hinein außergewöhnliche und preisgekrönte Cocktail-Kompositionen. Er kann sich keinen anderen Beruf vorstellen, denn Barkeeper zu sein, empfindet er als seine Berufung.

Quelle: http://www.shepheard.de/downloads/GaultMillau.pdf

Fazit

In vielen Branchen ist Schichtarbeit unumgänglich. Nicht immer stellt dies eine besondere Herausforderung für den Einzelnen dar. Es gibt Menschen, die bevorzugen es sogar, nachts zu arbeiten, wenn alle anderen schlafen. Doch in der Regel ist Schichtarbeit und vor allem dauerhafte Nachtarbeit mit gesundheitlichen und sozialen Risiken verbunden. Es liegt deshalb in der Pflicht der einzelnen Unternehmen, die Schichtsysteme so zu gestalten, dass die Angestellten zu einer möglichst guten Work-Life-Balance finden. Nur so ist es möglich, dass Beruf und Familie auf Dauer miteinander vereinbar sind und die gesundheitlichen Risiken der ungewöhnlichen und oft unbeständigen Arbeitszeiten minimiert werden.

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