Das Taschengeld: Tipps für Kinder und Eltern

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Geld spielt in unserer modernen Gesellschaft eine große Rolle.

Früh übt sich

In der heutigen Gesellschaft ist es weltweit unerläßlich, die Kinder auf das Thema Geld vorzubereiten. Ob es gut oder schlecht ist, das die Welt so kommerziell eingestellt ist, mag jeder selbst entscheiden. Aber wenn die Kinder den Umgang mit Geld nicht lernen, können daraus nur Probleme erwachsen. Welche Auswirkungen Fehler in diesem Bereich haben können, lässt sich zum Beispiel anhand der Schuldnerstatistiken ablesen. Zieht man etwa den Schuldneratlas Deutschland der Creditreform Boniversum GmbH heran, zeigt sich ein ernüchterndes Bild. Finanzielle Probleme bei Personen im Alter von unter 20 Jahren haben in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. Lag in dieser Personengruppe 2004 die Schuldnerquote bei 0,41 Prozent, schnellte sie innerhalb weniger Jahre auf 1,65 Prozent nach oben. Ein besorgniserregender Anstieg um mehr als 400 Prozent.

Die Gründe dieser Entwicklung sind unterschiedlich. Es zeigt sich allerdings klar und deutlich, dass ein Teil der jungen Erwachsenen in Bezug auf den Umgang mit Geld gewisse Defizite an den Tag legt. Einerseits fehlt es scheinbar am Verständnis für die Bedeutung von Geld. Auf der anderen Seite scheinen elementare Fähigkeiten im vorausschauenden Umgang damit zu fehlen. Die Folge ist eine zunehmende Verschiebung in den Schuldnerstatistiken - die junge Generation wird zum Problemfall.

Geld: Wichtige Schritte der Finanzerziehung

Der Umgang mit Geld ist aus Sicht der Erwachsenen einfach. Eltern sollten sich allerdings vor Augen halten, dass Kinder es hier wesentlich schwerer haben. Ihnen fehlt einerseits der abstrakte Wertmaßstab, den Erwachsene quasi „im Blut“ haben, andererseits steckt gerade hinterm Sparen ein hohes Maß an vorausschauendem Handeln, das unterschiedliche Aspekte berührt.

Eltern kommen also nicht daran vorbei, ihren Nachwuchs langsam und teils spielerisch an die Funktion von Geld und den Umgang damit heranzuführen. Wie sollten die Schritte aber im Einzelnen aussehen? Begriffe, wie Buchgeld, Devisenhandel oder Wechselkursrisiko sind in der Finanzerziehung von Kindern fehl am Platz. Vielmehr muss es gerade in den ersten Schritten um die Vermittlung eines grundlegenden Wertmaßstabs und die Tatsache, dass Geld keine unerschöpfliche Ressource, sondern begrenzt ist, gehen.

Tipp: Kinder lernen nicht nur durch die Erklärung ihrer Eltern, sie sammeln Erfahrungen auch durch bloßes Zuschauen. Daher ist es durchaus nicht falsch, Kinder in den wöchentlichen Einkauf einzubinden und den Nachwuchs so in die Organisation des Alltags einzubinden. Artikel, die Kinder hier selbst bezahlen dürfen, bilden ein grundlegendes Verständnis für den Wert von Münzen und Geldscheinen aus.

Zu vermitteln, was Geld ist und wo dessen Bedeutung liegt, ist aber nur eine Seite der Medaille. Eltern müssen parallel sich und das eigene Verhalten beobachten. Warum? Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn im Elternhaus ein falscher Umgang mit Geld - im Sinne übertriebener Sparsamkeit oder eines ungezügelten Konsums - vorgelebt wird, hat dies unmittelbare Folgen auf das Verständnis der Kinder bezüglich finanzieller Fragen. Für Eltern lässt sich daraus eine einfache Schlussfolgerung ziehen: Wer den Umgang mit Geld vermitteln will, muss ein entsprechendes Beispiel vorleben.

Tipp: Geld, dessen Bedeutung und der Umgang mit finanziellen Mitteln lassen sich auf unterschiedliche Weise vermitteln - auch spielerisch. In den ersten Lebensjahren können Münzratespiele weiterhelfen. Und in späteren Jahren dürfen Eltern natürlich zu Spieleklassikern greifen, in denen gekauft, verkauft und Häuser gebaut werden.

Der 1. Schritt zur Selbständigkeit - das Taschengeld

Taschengeld wird zwischen Eltern und Kindern wohl stets ein Thema mit Spannungspotenzial bleiben. Gerade die Höhe führt immer zu Reibereien, da der Nachwuchs der Meinung sein wird, nicht genug Taschengeld zu bekommen. Warum sollten Eltern ihre Kinder aber überhaupt mit eigenen finanziellen Mitteln ausstatten?

Grundsätzlich sehen Experten das Taschengeld als wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer selbständigen Person an. Denn mit dessen Hilfe sind Kinder nicht allein auf das Wohlwollen ihrer Eltern angewiesen - sie können Bedürfnisse selbst befriedigen. Und machen Erfahrungen, die wegweisend für die Zukunft sein können. Der Nachwuchs lernt, dass mit begrenzten Mitteln planvoll umgegangen werden muss und man für große Ziele einfach länger sparen muss. Letztlich dient das Taschengeld dazu, dass Kinder im Umgang mit Geld eigene Erfahrungen machen können. Neben positiven Erlebnissen - wenn man etwa die kleinen oder großen Sparziele erreicht - gehören dazu auch negative Erfahrungen (wenn man das Budget überstrapaziert).

Damit Taschengeld diese Aufgabe auch erfüllen kann, sollten sich Eltern einige Grundregeln zu diesem Thema angewöhnen - und letztendlich auch an ihren Entscheidungen festhalten. Das einmal vereinbarte Taschengeld sollte pünktlich zum festgelegten Termin ausgezahlt werden, ohne dass der Nachwuchs darum betteln muss. Parallel müssen Eltern sich im Klaren darüber sein, dass es sich um Geld handelt, über welches das Kind frei verfügen kann. Auch wenn man nicht mit jeder Entscheidung zufrieden ist - Kritik oder gar eine Aufforderung zum Sparen ist zu vermeiden. Aber: Ist das Taschengeld aufgebraucht, gibt es erst zum vereinbarten Termin die nächste Tranche und nicht den einen oder anderen Euro außer der Reihe.

Tipp: Taschengeld wird leider oft als erzieherische Maßnahme gebraucht. Von Kürzungen oder gar einer Streichung des Taschengeldes sollten Eltern allerdings Abstand nehmen, es gibt andere Mittel und Wege, um Fehlverhalten zu sanktionieren. Taschengeld als Belohnung oder Strafe einzusetzen, ist aus Sicht vieler Erziehungsexperten der falsche Weg.

Wie hoch sollte das Taschengeld sein?

Grundsätzlich muss jede Familie selbst über die Höhe des wöchentlichen bzw. monatlichen Taschengelds entscheiden. Letztlich zählen hier nicht nur allgemeine Empfehlungen, es kommt auch auf die persönlichen Rahmenbedingungen an. Nicht in jeder Familie ist ein Taschengeld von mehr als 50 Euro im Monat aufgrund des zur Verfügung stehenden Einkommens machbar. Unerfahrene Eltern, die auf der Suche nach Rat bezüglich der ungefähren Höhe für das Taschengeld sind, können sich an folgenden Summen orientieren:

Alter des Kindes Taschengeldhöhe Auszahlungsrhythmus
6 bis 7 Jahre 1,50 - 2,00 Euro 1 x pro Woche
8 bis 9 Jahre 2,00 - 2,50 Euro 1 x pro Woche
10 bis 11 Jahre 12,00 - 16,00 Euro 1 x pro Monat
12 bis 13 Jahre 15,00 - 21,00 Euro 1 x pro Monat
14 bis 15 Jahre 20,00 - 29,00 Euro 1 x pro Monat
16 Jahre 28,00 - 34,00 Euro 1 x pro Monat
17 Jahre 33,00 - 44,00 Euro 1 x pro Monat
ab 18 Jahre 55,00 - 70,00 Euro 1 x pro Monat

Weitere Informationen über die Höhe des Taschengeldes und Budgetgeldes gibt es in dieser Taschengeldtabelle für Eltern und Kinder.

Der letzte Schritt - das eigene Girokonto

Die Finanzerziehung verläuft in Etappen und sie hat einen krönenden Abschluss - das eigene Girokonto. Gerade für Jugendliche ist es der letzte Schritt auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Ab welchem Alter macht das eigene Konto aber Sinn? Im Allgemeinen gilt der Beginn der Pubertät, also das 12. - 14. Lebensjahr als Altersgrenze, ab der Eltern über das Girokonto für den Nachwuchs nachdenken können.

Tipp: Die oft gehegte Angst, durch den Dispokredit des Girokontos rutsche der Nachwuchs in die Schuldenfalle, ist unbegründet. Denn schalten und walten - ohne das Einverständnis der Eltern - kann der Nachwuchs nicht. Tatsache ist, dass im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches Kinder nicht voll geschäftsfähig sind. Banken räumen dem Nachwuchs im Allgemeinen keinen Dispositionskredit ein - und verlangen für die Kontoeröffnung die Unterschrift der Eltern.

Warum sollten Eltern ihren Kindern aber überhaupt die Möglichkeit zur Kontoführung geben? Buchgeld hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen - zusammen mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr. Durch das eigene Konto machen Kinder ihre eigenen Erfahrungen mit diesem letzten großen Kapitel der Finanzerziehung - und können eigene Wege ausprobieren, ohne einen harten Aufprall fürchten zu müssen.

Tipp: Um die finanzielle Selbständigkeit ihres Nachwuchses zu fördern, können Eltern ab einem Alter von 16 Jahren dazu übergehen, Kindern einen Zuschuss zum Taschengeld auszuzahlen. Die Bedingung ist aber, dass Ausgaben fürs Handy oder das Benzin fürs Kraftrad aus eigener Tasche finanziert werden.

Tipps zum 1. Girokonto

Eltern, die nach einem Girokonto für ihren Nachwuchs suchen, sollten einige Punkte im Auge behalten. Wichtig ist nicht nur, dass Kinder zum Beispiel per Bankkarte auf ihr Guthaben zugreifen können. Damit hohe Gebühren nicht einen Teil des Taschengelds aufzehren, sind Girokonten mit kostenloser Kontoführung ratsam. Inzwischen haben viele Banken Kinder und Jugendliche als Zielgruppe erkannt - und mit kostenlosen Jugendkonten auf deren Bedürfnisse reagiert. Neben der kostenlosen Kontoführung muss aber auch klar sein, wo sich Nebenkosten verstecken können. Häufig verlangen Banken beispielsweise für eine beleghafte Buchung am Schalter Gebühren. Und auch die Zusendung von Kontoauszügen kostet Geld.

An dieser Stelle erfüllt das erste Girokonto einen weiteren Zweck: Kinder lernen, sich in finanziellen Fragen zu organisieren- und wie sie den Überblick über ihre Mittel behalten. Auf was Eltern für das Jugendkonto generell verzichten sollten, sind Kreditkarte und Dispositionskredit.

Tipp: Oft werden sogenannte Prepaid-Kreditkarten offeriert. Aufgeladen mit einer gewissen Summe, kann der Nachwuchs nur über das Guthaben verfügen - und macht keine Schulden. Das Problem besteht allerdings darin, dass für Verfügungen über die Kreditkarte mitunter Gebühren anfallen. Und auch die Karten selbst sind im Regelfall nicht kostenlos.

Taschengeld & Finanzerziehung: Schritt für Schritt zur Selbständigkeit

Die Erziehung von Kindern hat viele Seiten. Immer im Mittelpunkt steht der Wunsch der Eltern, ihren Nachwuchs fit fürs Leben und die eigene Zukunft zu machen. Und zu dieser Selbständigkeit gehört auch der richtige Umgang mit Geld. Eltern sollten früh damit beginnen, die Grundzüge an ihre Kinder weiterzureichen - ohne sie damit zu überfordern. Auf diese Weise entsteht Schritt für Schritt nicht nur das Gefühl für den Wert des Geldes, sondern auch ein Wertmaßstab, der vom Sparen, planvollen Handeln und von Organisationsfähigkeit gekennzeichnet ist. Und nicht zuletzt lernen Kinder so, dass ihren Wünschen Grenzen gesetzt sein können - zumindest in finanzieller Hinsicht.