Kommunikation in der Familie: Was können Ratgeber leisten?

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In den meisten Familien treffen viele verschiedene Persönlichkeiten aufeinander.

Ratgeber für bessere Kommunikation: Vielfältige Optionen

Ratgeber für Familien und Paare rund um das Thema Kommunikation füllen in Buchhandlungen längst mehrere Regalfächer. Hinter der Hilfe zur Selbsthilfe steckt ein großer Markt, denn die Nachfrage nach Leitfäden und Tippgebern steigt scheinbar unaufhörlich. In der Vielfalt der Ratgeber ist es für Familien wichtig, sich an Experten mit fundiertem Wissen zu wenden. Zu groß ist das Risiko, sonst an pseudowissenschaftliche und gegebenenfalls auch esoterische Inhalte zu geraten, die auf lange Sicht keine Verbesserung schaffen können.

Glücklicherweise gibt es im Bereich der Kommunikation auch bewährte Konzepte sowie Arbeiten erfahrener Experten und Wissenschaftler. Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg ist in diesem Zusammenhang besonders beliebt. Der promovierte klinische Psychologe schuf die GfK, um Menschen einen Weg zu empathischerer Kommunikation aufzuzeigen. Aktives Zuhören und das Äußern von Wünschen statt Kritik sind Bestandteil der Lehre, die Babelli in einem Ratgeber für GfK mit Kindern zusammenfasst.

Die Gewaltfreie Kommunikation setzt unter anderem darauf, dass alltägliche Kommunikation möglichst ohne Eskalation stattfinden kann und dass sich Menschen einander bereitwilliger öffnen. Missverständnisse, wie sie beispielsweise im berühmten Kommunikationsquadrat nach Friedemann Schulz von Thun beschrieben werden, können sich so verhindern lassen. Das Kommunikationsquadrat ist ebenfalls Teil vieler Ratgeber. Der Entwickler spricht davon, dass jede Nachricht vier Seiten hat:

  • die Sachebene
  • die Beziehungsebene
  • den Appell
  • und die Selbstoffenbarung

Harmlose Sätze wie „Der Mülleimer quillt wieder über“, können vom Gegenüber auf vier verschiedene Weisen verstanden werden, was unter Umständen zu Missverständnissen und Konflikten führt. Auf der Beziehungsebene kann ein solcher Satz beispielsweise verstanden werden wie: „Ich finde dich unheimlich faul und schlampig!“, selbst wenn das nicht die beabsichtigte Nachricht war.

In der Familienkommunikation können solche Verschiebungen immer wieder passieren. Ratgeber sind an dieser Stelle durchaus sinnvolle Helfer, um einen Überblick zu gewinnen und Verständnis aufzubauen.

Bereitschaft und Motivation müssen von innen kommen

Detailliert und professionell verfasste Ratgeber rund um Kommunikation können Familien in der Tat dabei helfen, sich besser zu verstehen. Kommt es häufig zum Streit oder zu Missverständnissen, ist die Lektüre des ein oder anderen fundierten Werks daher keine schlechte Idee. Auch für Eltern, die die gesunde Entwicklung ihrer Kinder von Beginn an durch gelungene und wertschätzende Kommunikation fördern wollen, bieten sich Ratgeber an.

Entscheidend ist dabei jedoch, dass die Motivation einer Person, sich mit Kommunikation auseinanderzusetzen und eigenes Verhalten zu hinterfragen, intrinsisch motiviert sein sollte. Mit intrinsisch gemeint ist etwas, das „von innen heraus“ kommt.

Wer folglich den persönlichen Wunsch verspürt, die eigene Kommunikation zu verbessern und bereit ist, die hierfür notwendigen Schritte zu gehen, wird von Ratgebern prinzipiell mehr profitieren können. Wer sich von Beginn an verschließt und die Verantwortung von sich weist, bei dem wird auch der beste Ratgeber kaum auf fruchtbaren Boden fallen.

Besser kommunizieren? Nicht im Ratgeber-Wirrwar untergehen!

Ist der Entschluss gefasst, sich von Ratgebern helfen zu lassen, sollten Familien sich nicht von der vielfältigen Auswahl und zum Kauf zahlloser verschiedener Bücher verleiten lassen. Vorab eine Entscheidung zu treffen und zu überlegen, welches Konzept derzeit am attraktivsten erscheint, ist für den möglichen Erfolg unter Umständen entscheidend.

Wer jedoch viele verschiedene Bücher liest, wird feststellen, dass sich manche Konzepte nicht nur voneinander unterscheiden, sondern auch widersprechen. Je mehr Bücher dann gelesen werden, desto größer wird die Unsicherheit in Bezug auf das, was als „richtig“ gilt.

Ein gutes Beispiel für das wenig wünschenswerte Ergebnis solcher Verwirrungszustände ist die Zeit der Geburtsvorbereitung. Hier wird werdenden Vätern häufig nicht nur ein Tipp bezüglich des richtigen Verhaltens im Kreißsaal gegeben, sondern es prasselt eine wahre Flut an Ratschlägen auf sie ein. Am Schluss wissen Väter dann nicht mehr, was sie in der akuten Situation tun sollen und verlieren den Zugang zu ihrem eigenen Bauchgefühl.

Fazit: Die gewählte Strategie muss sich natürlich anfühlen

Letztlich können wir festhalten, dass Ratgeber durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Achten Familien bei der Auswahl darauf, fundierte Werke zu lesen und sich nicht von pseudowissenschaftlichen Konzepten in eine bisweilen realitätsferne Irre führen zu lassen, kann Kommunikation nach der Lektüre tatsächlich besser gelingen.

Wichtig ist dabei jedoch, dass sich die gewählte Strategie auch aus persönlicher Sicht gut anfühlen muss. In einem Artikel der Zeit zeigt eine Mutter sehr anschaulich auf, was passieren kann, wenn Eltern Konzepte von außen ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse übernehmen.

Ein weiterer entscheidender Aspekt bei der Lektüre von Ratgeber ist daher auch das Bewusstsein, nicht alles übernehmen zu müssen. Oftmals profitieren Menschen eher von den Inhalten eines Buchs, wenn sie die für sie stimmigen Aspekte herausgreifen und sich auf Basis dessen eine eigene Strategie schaffen. So laufen Eltern nicht Gefahr, sich langfristig zu verstellen und halten sich die Möglichkeit intuitiver Kommunikation offen.

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