Do’s und Dont’s für Männer im Kreißsaal

Bild:  Do’s und Dont’s für Männer im Kreißsaal
Wenn ein Kreißsaal für seinen ureigensten Zweck benutzt wird, dann geht es darin oft ziemlich hoch her: Schweißausbrüche, Schmerzensschreie, Ohnmachtsanfälle – bei den Vätern wohlgemerkt.

Do: Panik bekämpfen

Erstlingsväter… man könnte sie auch „blauäugig“ oder „naiv“ nennen. Denn sie wissen trotz Vorbereitungskursen, trotz obligatorischer Kreißsaal-Begehung niemals annähernd, was sie in diesem Raum während der Geburt erwartet. Und genau deshalb packt die meisten von ihnen die nackte Angst, wenn sie es erstmals live und in HD zu sehen bekommen.

Ja, genau: PANIK. Denn obwohl natürlich heute viele Mütter eine PDA erhalten und somit von den Geburtsschmerzen gar nichts mitbekommen, ist dieser Prozess alles andere als „optisch glatt“ – auch wenn er das für die Hebamme und ihr Team durchaus sein mag.

Ganz schonungslos: Die eigene Frau, die man sonst nur in „gutem Zustand“ kennt, wird während der Geburt pupsen als liefe ein Bud-Spencer-Film. Und wenn kein Gas mehr im Darm ist, wird Kot kommen. Urin wird sie ebenfalls verlieren und dass es blutig und schleimig ist, ein Kind auf die Welt zu bringen, muss man wohl nicht extra erwähnen, die Bilder werden in den Vorbereitungskursen gezeigt.

Nicht selten wirkt die Frau auf ihren laienhaften Partner so, als stünde sie kurz vor der Ohnmacht oder wäre dämonisch besessen. Und als Mann, der nur danebensitzen kann, wird man es deshalb gnadenlos mit der Angst zu tun bekommen.

Von den wichtigsten Dingen, die man tun und lassen sollte, ist das Niederhalten der eigenen Panik am oberwichtigsten. Denn der Mann ist die Vertrauensperson in einem Raum voller (halbwegs) Unbekannter. Wenn Mama sieht, dass Papa Panik schiebt, färbt das ab – und kann mit Pech den ganzen Geburtsvorgang verkomplizieren.

Dazu sollte man vorher im Detail(!) mit anderen Vätern reden, am besten dem eigenen. Es ist wirklich notwendig, schonungslos alles durchzugehen. Umso besser weiß man, was einen erwartet.

Don‘t: Spielberg spielen
Es wirkt wie ein Klischee aus einer 90s-Sitcom. Doch seit alle Welt mit perfekten Kameras in der Tasche durch die Gegend läuft, bemerken Kreißsaal-Mitarbeiter auch wieder eine Zunahme der „Filmproduzenten-Papas“.

Das sind die, die es nicht lassen können, die Handykamera während der Geburt auf den Unterleib ihrer Frau zu richten. Nein, Nein und nochmals nein. Denn erstens steht man dabei immer den Profis im Weg. Und ganz ehrlich: Selbst Monate oder Jahre nach der Geburt will niemand sehen, wie sich gerade ein statistisch 32 bis 37 Zentimeter durchmessender Kopf durch die Vagina drückt. Das ist kein schöner Anblick, auch nicht, wenn es das eigene Kind ist.

Sowas sind Videos die man macht, dabei allen im Weg ist und sie nie wieder anschaut. Das kann man auch gleich sein lassen.

Do: Am Kopfende bleiben

Aus dem gleichen Grund empfehlen wir auch dringend, sich einfach am Kopfende zu positionieren und dort zu bleiben. Man(n) will nicht die Vagina seiner Partnerin in einem derartigen Zustand sehen. Dazu muss man nicht mal in Richtung Dammriss abheben (der mitunter auch durch einen Schnitt verhindert werden muss). Auch eine normale Geburt ist alles andere als sehenswert für den Laien. Außerdem bekommt man trotzdem noch genug mit und hält so seine Panik besser im Zaum.

Do: Leiden, ohne zu klagen

Kreißsäle sind warm, regelrecht überheizt. Warum? Weil keiner es mag, aus einem warmen Bett ins kalte Zimmer zu kriechen – erst recht, wenn das Bett eine auf mollige 36,5°C beheizte Gebärmutter war.

Als Mann sitzt man deshalb daneben und der Schweiß rinnt. Man wird Durst haben, wird sich ignoriert und wie das fünfte Rad am Wagen fühlen – noch verstärkt dadurch, dass die Frau/Freundin gerade andere Sorgen hat, als ihren Mann zu hätscheln.

Die Lösung ist einfach: Klappe halten, zusammenreißen und leiden, ohne zu klagen. Egal was man glaubt, gerade durchzumachen, es ist nicht mal ein Bruchteil dessen was die Frau und das Hebammen-Team leisten.

Don’t: Handy checken

Vor allem die erste Geburt kann dauern, selbst wenn die Frau schon mit gespreizten Beinen auf dem Stuhl liegt. Und wenn gar nichts passiert (oder so viel, dass man glaubt, sich ablenken zu müssen) glauben viele Papas, das wäre die Gelegenheit, Facebook oder die Wettervorhersage auf dem Handy zu checken.

Nein, No, Niet! Wenn es von allen Orten einen gibt, an dem es wirklich absolut und vollkommen unpassend ist, das Smartphone rauszuholen, dann der Kreißsaal – Punkt. Wenn gerade nichts zu tun ist, wischt man seiner Frau den Schweiß ab, gibt ihr zu trinken, massiert sie oder macht sonst etwas, das ihre Lage angenehmer macht – stundenlang in dieser Position zu verharren ist auch ohne Grapefrucht-großen Kinderkopf im Geburtskanal alles andere als angenehm.

Do: Mann sein

Wir wollen hier nicht Herbert Grönemeyers philosophische Frage „wann ist ein Mann ein Mann?“ erörtern, sondern etwas grundsätzlich klarstellen: Im Kreißsaal benimmt man sich gefälligst klassisch männlich. Was das heißt? Man ist die starke Schulter zum Anlehnen.

So, wie es die werdende Mama absolut nicht gebrauchen kann, wenn ihr Partner eine Panikattacke bekommt, so wenig kann sie dabei ein heulendes Nervenbündel gebrauchen, das schon lange vor der Geburt vor Glücksseligkeit flennt. Im Kreißsaal bedeutet Mann sein, sich zusammenzunehmen. Unterstützer der Frau zu sein, ihre Wünsche zu erfragen, auch vorauszuahnen und sie zu erfüllen.

Don’t: Kommandos geben

„JAAA SCHATZ, JETZT NOCH EINMAL DRÜCKEN, HNNNNNGGGGGGGG“. „HECHELE MIR NACH: HCH HCH HCH“. Derartiges kennen wir aus dem TV. Und wie so vieles, was da gezeigt wird, ist der einzige Kontakt zur realen Welt der, dass man Menschen sieht.
Es ist ganz einfach: Nur Hebamme und Arzt sagen, wer wann wie lange pressen, hecheln oder sonstige geburtsunterstützende Handlungen vornehmen muss. Und auch wenn man zehnmal im Kopf die WM-Endspiel-Analogie hat und „sein Team“ zum „Sieg“ führen will, so sollte man trotzdem die Klappe halten. Wenn hier angefeuert wird, dann höchstens durch ein stilles „ich bin bei dir, Schatz, alles wird gut“ und nicht durch ein gejubeltes „Olé olé, jetzt kommt die nächste Weh‘“.
Und ganz wichtig: Für einen selbst mag es der großartigste Moment des Lebens sein. Aber es ist „nur“ eine Geburt. Passiert täglich tausendfach und kein Grund, deswegen durchzudrehen. Cool bleiben, Männer. Mama und die Hebamme haben es schon im Griff.