
Haus geerbt – und jetzt?
Wichtige Tipps für Familienentscheidungen
Wichtige Tipps für Familienentscheidungen
Wenn Freude und Trauer aufeinandertreffen
Ein geerbtes Haus bedeutet fast immer gemischte Gefühle: Da ist die Erinnerung an einen geliebten Menschen, vielleicht auch Trauer und Überforderung – und gleichzeitig das Wissen, dass mit dem Haus eine große Verantwortung zu euch kommt. Diese Mischung aus Emotionen ist ganz normal und darf auch Zeit haben.
Trotzdem hilft es, schon früh einige erste Schritte zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Sammle alle wichtigen Unterlagen wie Testament, Grundbuchauszug, Kredit- und Versicherungsdokumente. Sprich mit deiner Familie offen darüber, was jeder sich wünscht und welche Fragen noch offen sind. So vermeidet ihr Missverständnisse und legt den Grundstein für gemeinsame Entscheidungen.
Nimm dir bewusst einen Moment, um die Situation einzuordnen: Was ist machbar, was kann warten? Die folgenden Punkte und Tipps helfen dir dabei, eure Situation besser einzuschätzen und das Beste daraus zu machen!Recht & Finanzen klären
Nachdem der erste Schock verdaut ist, wird es wichtig, einen klaren Blick auf die rechtlichen und finanziellen Fragen zu werfen. Wer ein Haus erbt, übernimmt nicht nur Erinnerungen, sondern auch Verpflichtungen – und oft entscheidet sich schon jetzt, ob die Erbschaft ein Segen oder eine Last wird.
Zuerst solltest du prüfen, ob ein Testament existiert und wer genau als Erbe eingesetzt ist. Falls kein Testament vorhanden ist, greift die gesetzliche Erbfolge: Dann erben Ehepartner, Kinder oder andere Angehörige automatisch. Auch wichtig zu wissen: Bist du Alleinerbe oder Teil einer Erbengemeinschaft? Denn in letzterem Fall müssen alle Beteiligten gemeinsam über die Zukunft des Hauses entscheiden.
Achte unbedingt auf die Fristen: Du hast nur sechs Wochen Zeit, um ein Erbe auszuschlagen, wenn du es nicht annehmen möchtest. Befindet sich die Immobilie im Ausland, hast du dafür sechs Monate Zeit. Aber: Verpasst du diese Frist, gilt das Erbe automatisch als angenommen – mit allen Rechten, aber auch allen Schulden.
Sobald klar ist, dass du das Erbe annehmen willst, verschaffe dir einen Überblick über die Finanzen: Gibt es Hypotheken, Kredite oder offene Rechnungen, die mit dem Haus verbunden sind? Fallen demnächst schon laufende Kosten wie Grundsteuer, Nebenkosten oder Versicherungen an? All diese Punkte solltest du notieren, um nichts zu übersehen.
Vergiss auch die Erbschaftssteuer nicht: Für Ehepartner und Kinder gibt es hohe Freibeträge (bis zu 500.000 € für Partner, 400.000 € für Kinder). Für Geschwister, Enkel oder Freunde ist dieser Freibetrag jedoch deutlich niedriger – hier kann schnell eine Steuerpflicht entstehen.
Wenn dir etwas unklar ist, hol dir frühzeitig professionelle Unterstützung. Ein Steuerberater, Anwalt oder Nachlassplaner kann dich nicht nur bei der Steuerfrage beraten, sondern auch helfen, teure Fehler zu vermeiden. Für eine erste Beratung solltest du mit Kosten von etwa 150–300 € rechnen, eine ausführlichere Begleitung kann – je nach Aufwand – auch 500 € oder mehr kosten. Gerade wenn es um hohe Werte oder mögliche Schulden geht, ist dieses Geld gut investiert: Du bekommst Sicherheit – und hast mehr Ruhe für die Entscheidungen, die jetzt für deine Familie anstehen.Hauszustand & Inventar prüfen
Bevor du entscheidest, ob du das geerbte Haus verkaufen, vermieten oder selbst einziehen möchtest, solltest du dir ein genaues Bild vom Zustand machen. Ein erster Rundgang reicht oft schon, um die größten Baustellen zu erkennen: Gibt es feuchte Stellen an den Wänden, eine kaputte Heizung oder alte Elektroleitungen? Gerade ältere Häuser haben oft versteckte Mängel, die auf den ersten Blick nicht auffallen. Ein Bausachverständiger oder Gutachter kann hier Sicherheit geben – für eine einfache Einschätzung solltest du mit 500–1.500 € rechnen, ein detailliertes Gutachten kostet meist etwas mehr.
Auch die Sicherheit solltest du gleich prüfen: Ist der Sicherungskasten und das Stromnetz halbwegs up-to-date? Gibt es Schimmel oder Leitungen, die erneuert werden müssen?Danach geht es ans Inventar. In vielen Häusern steht noch alles so, wie es der Verstorbene zurückgelassen hat. Das kann emotional sein, aber auch schnell zur Belastung werden. Gehe Schritt für Schritt vor: Lege fest, was bleiben soll, welche Erinnerungsstücke für die Familie wichtig sind und was weg kann. Es hilft, eine „Erinnerungskiste“ für persönliche Dinge anzulegen, bevor du Möbel oder Kleinkram aussortierst.
Für den Rest darfst du dir Unterstützung holen: Ob du eine Entrümpelungsfirma in Dortmund, Berlin oder einer anderen Großstadt suchst - du wirst eine reiche Auswahl haben. Bei Häusern auf dem Land oder in abgelegenen Gebieten kann sich die Suche allerdings manchmal mühsamer gestalten. Hier ist es manchmal besser, auf Nachbarschaftshilfen und den Freundeskreis zu setzen.
Je nach Größe des Hauses und Menge an Inventar kannst du in Städten für eine professionelle und komplette Entrümpelung mit 1.500–3.000 € rechnen – dafür sparst du dir viel Stress und hast Zeit für die wirklich wichtigen Entscheidungen.
Vergiss nicht: Das Ausräumen ist nicht nur Arbeit, sondern auch ein emotionaler Prozess. Plane genug Zeit ein, gönn dir Pausen – und mach diesen Schritt am besten gemeinsam mit deiner Familie. So wird aus dem Aufräumen ein Stück gemeinsame Erinnerungspflege, statt nur eine lästige Pflicht.Verträge & Versicherungen regeln
Mit der Erbschaft übernimmst du nicht nur das Haus, sondern auch viele laufende Verträge – und damit Kosten, die sich schnell summieren können. Umso wichtiger ist es, früh Klarheit zu schaffen und Schritt für Schritt zu prüfen, was übernommen, gekündigt oder angepasst werden muss.
Beginne mit den Versicherungen: Die Wohngebäudeversicherung geht automatisch auf dich als Erben über. Du kannst sie mit einer Frist von drei Monaten zum nächsten Fälligkeitstermin kündigen, oft besteht sogar ein Sonderkündigungsrecht im Todesfall. Auch eine Haus- oder Grundbesitzerhaftpflicht, falls vorhanden, läuft automatisch weiter. Prüfe, ob die Verträge sinnvoll sind oder ob ein Wechsel auf günstigere Konditionen lohnt.
Als Nächstes sind die Versorgungsverträge an der Reihe: Strom, Gas, Wasser, Internet und Telefon. Informiere die Anbieter über den Todesfall – viele gewähren ein Sonderkündigungsrecht. Notiere am besten sofort alle Zählerstände, damit es später keine falschen Abrechnungen gibt.
Vergiss auch die Nebenkosten nicht: Grundsteuer, Müllabfuhr oder Schornsteinfegergebühren laufen weiter, solange das Haus im Besitz der Erben bleibt. Wenn du das Haus vorerst leer stehen lässt, kannst du manche Posten (wie Müll oder Wasser) reduzieren oder abmelden.
Falls das Haus noch nicht abbezahlt ist, nimm früh Kontakt mit der Bank auf. Oft lässt sich gemeinsam eine Lösung finden, etwa eine Anpassung der Raten oder eine kurze Zahlungspause, bis klar ist, wie es weitergeht.
Was tun mit dem Haus?
Jetzt kommt die wohl wichtigste Entscheidung: Soll das geerbte Haus behalten, vermietet oder verkauft werden? Jede Option hat ihre ganz eigenen Chancen und Stolperfallen – und es hilft, die Vor- und Nachteile ehrlich abzuwägen.
1: Selbst einziehenDer Traum vom eigenen Zuhause kann mit der Erbschaft wahr werden.
- Kein Kaufpreis – das Haus gehört bereits der Familie
- Oft emotional wertvoll, weil Erinnerungen erhalten bleiben
- Keine Miete mehr zahlen, langfristige Sicherheit für die Familie
- Hohe Renovierungs- oder Sanierungskosten möglich
- Standort passt vielleicht nicht zu Schule, Job oder Familie
- Laufende Nebenkosten, Versicherungen und Steuern bleiben
Ein geerbtes Haus kann auch zu einer Einnahmequelle werden:
- Regelmäßige Mieteinnahmen sorgen für zusätzliches Einkommen
- Immobilie bleibt im Familienbesitz und kann später selbst genutzt werden
- Wertsteigerung des Hauses bleibt bei dir
- Vermieterpflichten: Reparaturen, Mietverträge, Mieterkommunikation
- Leerstand oder Mietausfälle können finanziell belasten
- Verwaltung kostet Zeit oder Geld (Hausverwaltung)
Manchmal ist es einfacher, einen Schlussstrich zu ziehen:
- Sofortige Liquidität für dich und deine Familie
- Keine Verantwortung mehr für Instandhaltung oder laufende Kosten
- Kein Streit über Nutzung in einer Erbengemeinschaft
- Emotional oft schwierig, „das Elternhaus“ loszulassen
- Verkaufsprozess kostet Zeit und kann Nerven kosten
- Bei steigenden Immobilienwerten könnte man später denken, zu früh verkauft zu haben
Fazit: Deinen eigenen Weg finden
Ein Haus zu erben, ist ein großes Geschenk – und manchmal auch eine echte Herausforderung. Zwischen Erinnerungen, Papierkram und großen Entscheidungen kann man sich leicht verlieren. Aber genau deshalb ist es wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen: Erst die rechtlichen und finanziellen Grundlagen klären, dann das Haus und Inventar sichten, Verträge ordnen und gemeinsam mit der Familie überlegen, wie es weitergehen soll.
Lass dir Zeit für die Dinge, die Zeit brauchen, und hol dir Hilfe, wo es dir Arbeit oder Sorgen abnimmt – ob von Profis oder von lieben Menschen in deinem Umfeld. So bleibt Raum für das, was wirklich zählt: gute Erinnerungen, ein klarer Kopf und eine Entscheidung, die sich für alle richtig anfühlt.
Wir wünschen dir und deiner Familie viel Kraft, klare Gedanken und vor allem viel Glück auf diesem neuen Weg!



